Nach 175 Stufen freie Sicht vom Killesberg

Richtfest am Aussichtsturm

Stuttgarter Zeitung vom 5.5.2001
(von Susanne Jansen)

Er ist nicht nützlich, aber schön. Und er soll Spaß machen. Der Aussichtsturm auf dem Killesberg schreitet seiner Vollendung entgegen: Gestern hat der Verschönerungsverein Richtfest gefeiert, am 17. Juli soll die Einweihung sein.

Fritz Oechßler, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins, machte aus seinem Stolz keinen Hehl: "Für so einen kleinen Verein, wie wir sind, ist es eine gigantische Aufgabe." Schließlich habe das Projekt 2,3 Millionen Mark gekostet, viel für den 387 Mitglieder zählenden Verschönerungsverein. Die Stadt habe sich damals am 40 Meter hohen Turm "verlupft". Ohne Großsponsoren, dafür mit vielen Käufern einer Treppenstufe, hat der Verschönerungsverein den Aussichtsturm auf die Beine gestellt. Obwohl - Beine kann man es bei dem transparenten Bau nach dem Entwurf von Jörg Schlaich nicht nennen. Stahlseile sorgen für Halt: Insgesamt 200 Meter Tragseile haben die Baufirmen gespannt, 39 000 Meter weitere Drahtseile verarbeitet und insgesamt 70 000 Kilogramm Stahl verbaut. 175 Stufen führen hinauf, 175 Stufen wieder hinunter. "Das hat mit einem Kindheitstrauma von mir zu tun", sagt Jörg Schlaich. Er habe mit seinen Eltern immer Kirchtürme erklommen - und beim Runtergehen in den engen Türmen den Kontakt mit den schwitzenden Aufsteigern sehr unangenehm empfunden. Bauherr Wolfgang Müller dankte den Arbeitern, die oft bis in die Nacht hinein geschafft hätten. Am 17.Juli um 17 Uhr finde die Einweihung statt - "das steht nun fest". Überhaupt habe es in der Bauzeit keine größeren Verzögerungen mehr gegeben. Der Killesberg hat schon immer zum Turmbau gereitzt: Schon 1939 gab es Pläne für einen Holzturm. 1950 wurde ein Turm mit Aussichtsplattform und Sendeantenne errichtet, der jedoch 1974 abgerissen wurde. Nachdem die Pläne zur Internationalen Gartenbauausstellung (Iga) 1993 nicht umgesetzt wurden, nahm sich der Verschönerungsverein des neuen Turmes an. "Er ist wie ein Blumenstrauß an die Stadt - man braucht ihn nicht, doch er macht Freude", fasst es Jörg Schlaich zusammen.